Population

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Text aus Wikipedia
Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von weniger als einem US-Dollar pro Tag und Kopf (Stand 2005).
Eine Frau bringt in ihrem Leben durchschnittlich 6,3 Kinder zur Welt. Diese hohe Fruchtbarkeitsrate ist unter anderem dadurch bedingt, dass nur 39 % der Frauen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung stehen.[3] Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 47,1 bis 54,6 Jahren angegeben:[4][5]

11,9 % der Erwachsenen (15–49 Jahre) sind HIV-positiv (Stand 2008). Da vor allem junge Menschen betroffen sind, hat dies enorme ökonomische Konsequenzen (siehe auch: AIDS in Afrika). Verstärkt werden diese noch durch ein starkes Bevölkerungswachstum, das extremen Druck auf das Land und seine Ressourcen, die Ernährungslage, den Arbeitsmarkt und die Sozialleistungen ausübt. Die Analphabetenrate liegt bei durchschnittlich 30 %, Männer 22,3 %, Frauen 36,7 % (Stand 2006).[6]

Malawi Karonga
Malawi Karonga

Völker

Die etwa 14 Millionen Einwohner gehören verschiedenen Bantuvölkern an, doch die Zahl der Volksgruppen ist in Malawi anders als in vielen Staaten der Region vergleichsweise klein: Es werden insgesamt 13 verschiedene Kultur- und Sprachgruppen unterschieden.

Mit knapp 53,2 % stellen die namensgebenden Maravi, einschließlich der Tonga, der Nyanja, der Chewa und der Tumbuka, die größte unter ihnen und bilden somit die Titularnation. Die Lomwe stellen 16,3 % der Bevölkerung und die Yao machen 13,4 % aus. Keine andere Gruppe bildet mehr als 10 Prozent von Malawis Bevölkerung, doch die Ngoni sind mit 8,7 % eine starke Minderheit. Andere Volksgruppen stellen zusammen insgesamt 8,4 % der Gesamtbevölkerung.[7]

Sprachen

Verbreitet sind Bantusprachen. Amtssprachen sind die Bantusprache Chichewa und Englisch als Erbe der Kolonialzeit. Außerdem werden regional die Bantusprachen Lomwe, Chiyao, Tumbuka, Chinkhonde, Chisena, Chitonga, Chinyakyusa, Chimambya, Chisenga, Chisukwa, Chingoni, Chimambwe und Chinamwanga gesprochen.[8] Die Vorsilbe Chi… bedeutet soviel wie Sprache der….

Sprache Gesamt Auf dem Land In der Stadt Northern Region (Malawi) Central Region (Malawi) Southern Region (Malawi)
Gesamt 9.933.868 8.498.432 1.435.436 1.233.560 4.066.340 4.633.968
Chichewa 5.679.482 4.633.360 1.016.152 66.977 3.697.115 1.915.390
Chinyanja 1.272.205 ca. 1.178.000 94.225 10.647 34.253 1.227.305
Chiyao 999.024 921.709 77.319 9.915 112.087 877.022
Chitumbuka 939.109 812.930 126.179 793.610 120.350 25.149
Chilomwe 241.576 224.337 17.239 2.102 10.939 228.535
Chinkhonde 84.000 66.086 17.914 76.154 3.258 4.588
Chingoni 74.198 56.499 17.699 4.189 18.525 51.484
Chisena 264.172 242.646 21.526 543 5.742 257.887
Chitonga 165.654 148.352 17.302 128.296 28.739 8.619
Chinyakusa 24.824 22.956 1.868 17.260 3.867 3.697
Chilambya 44.385 39.143 5.242 39.879 2.740 1.766
Chisenga 19.959 18.554 1.405 317 17.301 2.341
Englisch 17.479 6.314 11.165 835 7.192 9.452
Portugiesisch 2.458 1.669 789 250 699 1.509
Andere 105.343 95.931 9.412 82.586 3.533 19.224

Religionen

Etwa 80 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum, mit 12 Prozent hat Malawi einen höheren Anteil Muslime als die anderen Länder im südlichen Afrika.[9] Die verbleibenden Anteile entfallen auf Bahai, Atheisten und Anhänger von traditionellen Religionen, wobei deren mythologische Vorstellungen teilweise in die Hochreligionen mitgenommen wurden und bestimmte Rituale unter anderen Namen dort weiterhin praktiziert werden. Christen haben im gesamten Norden bis zur Hälfte des Landes einen Bevölkerungsanteil von über 90 Prozent, das Siedlungszentrum der Moslems liegt im Osten südlich des Malawi-Sees. Traditionelle Religionen werden offiziell nur noch in einzelnen kleinen Gebieten im äußersten Süden, besonders im Distrikt von Nsanje praktiziert.[10]

Christentum

Kirche bei Limbe

Die größte christliche Gemeinde bilden mit etwa 23 Prozent die Katholiken, es folgen gemäß einer Umfrage von 2004 mit knapp 19 Prozent die Church of Central Africa (CCAP), die zu den Presbyterianern gehört. Die Gruppe der African Independent Churches (AIP) machen etwa 17 Prozent aus und sind ebenso wie Evangelikale und Pentecosta – zusammen etwa ein Drittel der Christen – stark zunehmend; die letzten beiden gewinnen besonders in den Städten Anhänger. Es gibt außerdem etwa 2,5 Prozent Anglikaner und gut 6 Prozent Siebenten-Tags-Adventisten und malawische Baptisten für beide sowie die Minderheiten der Zeugen Jehovas und der Gerechten Christen.[11]

Der erste Missionar am Malawisee war 1859 David Livingstone. Durch seine Berichte über den Sklavenhandel und die Notwendigkeit zur Mission war das Interesse an dieser Gegend geweckt. Bischof Charles Frederick Mackenzie gründete als Vertreter der Universities Mission to Central Africa (UMCA) zwei Jahre später bei Zomba eine Missionsstation, verstarb aber wie die meisten seiner Mitstreiter bereits 1862 an Malaria. Sein Nachfolger William Tozer zog sich 1863 nach Sansibar zurück. 1875 kamen Presbyterianer und gründeten die Station Livingstonia, wo als erste die Tumbuka missioniert wurden, während eine Abordnung der Church of Scotland sich 1876 beim späteren Blantyre niederließ. Die ersten Katholiken kamen 1889 in Gestalt der Weißen Väter über das von Portugal kolonisierte Mosambik. In den Jahrzehnten darauf folgten unter anderem Missionare der Niederländisch-reformierten Kirche aus Südafrika und einige charismatische Sekten mit Ursprung in den USA. Vor allem Missionare der anglikanischen Kirche profitierten von ihren Nähe zur Kolonialmacht, vermittelten dafür in Konfliktfällen der Regierung religiöse Legitimation.[12]

Der langjährige Präsident Banda war Presbyterianer. Erst seit seinem Nachfolger, dem Moslem Bakili Muluzi, gilt die in Artikel 20 der Verfassung garantierte Religionsfreiheit in der Praxis gleichermaßen auch für Moslems, wobei Banda nach 1961 eine Kampagne für westliche Erziehung von benachteiligten Moslems startete. Seit 2004 war der Katholik Bingu wa Mutharika Präsident und dessen Vizepräsident Moslem. Politische Spannungen sind nicht religiös begründet, die meisten religiösen Auseinandersetzungen gab es zwischen sich abspaltenden christlichen Splittergruppen. In den 1970er Jahren kam es im Süden zu Auseinandersetzungen zwischen Christen und Anhängern traditioneller Religionen. Auf der einen Seite polarisierte eine neu ins Land gekommene fundamentalistische Pfingstbewegung, auf der anderen formierte sich eine neotraditionelle Kirche der Ahnen.

1909 begann der charismatische Elliot Kenan Kamwana für die Zeugen Jehovas in Malawi zu missionieren. Er sagte für 1914 den Weltuntergang voraus, wurde aber schon Ende 1909 wegen seiner antikolonialen Kampagnen von den Briten deportiert und kehrte erst 1937 aus Mauritius wieder zurück, wo er bis zu seinem Tod 1956 heimlich weiter Anhänger gewann. Diese wurden lange als Zeugen Jehovas angesehen, bildeten aber de facto und schließlich auch formell eine eigene Religionsgemeinschaft, die Mlondo oder “Watchman” Mission.[13] Unter Präsident Banda wurden ab 1967 die damals etwa 18.000 Anhänger Kamwanas wegen ihrer Weigerung, Militärdienst zu leisten und an Zeremonien teilzunehmen, unterdrückt, gewaltsam verfolgt und zu Tausenden in Flüchtlingslager nach Sambia und Mosambik vertrieben. 1976 waren über 5000 eingesperrt (die Zahl schließt wohl auch Zeugen Jehovas ein). Mit der Demokratisierung 1993 wurde das Verbot dieser Glaubensgemeinschaft aufgehoben. Seither hat ihre Zahl deutlich zugenommen.[14]

Islam

Moschee in Zomba

Muslime in Malawi sind wie im übrigen Afrika fast ausschließlich Sunniten, worunter auch Anhänger verschiedener Sufi-Bruderschaften (Tariqa) zu verstehen sind. Die meisten Muslime finden sich unter den Yao im Süden des Malawi-Sees. Der Islam kam erstmals ab den 1890er Jahren durch arabische Händler über Mosambik hierher und trug dazu bei, dass Yao den meisten Widerstand gegen die Kolonialherrschaft leisteten. Hauptverantwortlich für die Ausbreitung des Islam in Malawi war der am Malawi-See geborene Scheich Abdallah b. Haji Mkwanda (um 1860–1930), der Sohn eines bekannten Elfenbein- und vermutlich auch Sklavenhändlers. Er studierte den Koran in Kilwa, kehrte 1884 zum See zurück, predigte und verteilte Amulette. Dessen einflussreichster Schüler war Scheich Thabit b. Muhammad Ngaunje (um 1880–1959), der den Islam besonders bei den Yao verbreitete. Beide lehrten den Koran auf Arabisch und Swahili, aber nicht in Lokalsprachen. Das Zentrum des islamischen Glaubens repräsentierte für alle Muslime am Malawi-See Sultan Barghash ibn Sa’îd von Sansibar.

Nach 1900 begann die Ausbreitung der beiden Tariqas Qadiriyya und Schadhiliyya landeinwärts von der Mosambik-Insel. Die meisten Prediger dieser Sufi-Orden waren Muslime in zweiter Generation und betätigten sich zugleich als reisende Händler. Die wichtigste Frau in der islamischen Geschichte von Malawi war Mtumwa bt. Ali b. Yusufu, die auf Sansibar ausgebildet worden war und 1929 den Qadiriyya-Orden nach Nkhotakota brachte, was vielen Frauen zu einer aktiveren Rolle innerhalb der Glaubensgemeinde verhalf. Wie einige traditionelle Zeremonien überlebten bei den moslemischen Yao Matrilinearität und Gewohnheitsrecht während der Kolonialzeit. Die zur Ahnenverehrung gehörenden Feiern am Ende der Totenklage wurden unter dem neuen islamischen Namen Sadaka begangen und von Moslemautoritäten überwacht.

Die britische Kolonialpolitik verhielt sich im Gegensatz zu Portugiesen in Mosambik tolerant gegenüber dem Islam, dennoch erhielten nur wenige Muslime westliche Bildung und gute Jobs. Seit Ende der 1970er Jahre erfolgt eine Wiederbelebung des Islam im Land durch Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung von Muslime aus Indien und Pakistan. In den 1980er Jahren wurden rund 30 Moscheeneubauten auch durch das African Muslims Committee aus Kuwait finanziert. Der Islam erhielt eine sichtbare Präsenz, auch in Gegenden, wo es kaum Muslime gibt. Die Zahl der Madrasas stieg ebenfalls. Seit 1986 verteilt die Islamic Development Bank Stipendien für Studiengänge in Medizin und Ingenieurwissenschaften in Pakistan. So entstand ein konservativer Reformislam, der den bisherigen Islam der Sufi-Orden herausfordert, aber bisher noch in der Minderheit bleibt.[15]

Soziale Lage

Aus dem Jahresbericht von Amnesty International geht hervor, dass über 86 % der Bevölkerung nur eingeschränkt Zugang zu Bildungseinrichtungen und Gesundheitsfürsorge haben.[16]

Bildungswesen

In Malawi stieg die Zahl der Grundschüler seit der Einführung des freien Grundschulunterrichts 1995 von 1,9 Millionen auf 3,4 Millionen. Damals gingen nur die Hälfte der Kinder im schulfähigen Alter in die Schule, heute sind es 80 %. Ein Hauptproblem in den Dorfschulen sind die Klassengrößen von mehr als 80 Kindern. Es besteht ein großer Mangel an Lehrern. In den letzten zehn Jahren wurden viele Lehrer ohne Lehramtsstudium eingestellt und viele ehemalige Lehrer zurückgeholt, um die Situation zu verbessern. Trotz dieser Anstrengungen war der Mangel an Lehrern 2006 größer als 2001, weil zahlreiche ältere Lehrer ihre Tätigkeit beendeten.

In den ersten 30 Jahren nach der Unabhängigkeit hatte Malawi nur eine Universität, die University of Malawi, mit fünf Constituent Colleges: Chancellor College in Zomba, Polytechnic in Blantyre, Bunda College of Agriculture und College of Nursing in Lilongwe und College of Medicine in Blantyre. Seitdem wurden drei weitere Universitäten eröffnet: Mzuzu University in Mzuzu, Livingstonia University in Livingstonia und Ekwendeni sowie die Catholic University of Malawi in Nguludi bei Blantyre.

Kultur

Malawi hat neben seiner eigenen traditionellen Musik, zu der die Brettzither bangwe, das Xylophon valimba und von Trommeln (ngoma) begleitete Gesangsensembles gehören, Einflüsse vieler Musikstile aufgenommen und an umliegende Länder weitergegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten viele Tanzbands in der Besetzung Gitarre/Banjo auf. In den 1960er Jahren war der Kwela-Stil aus Südafrika in Malawi populär. Ebenso gibt es Jazzbands, Gospel– und Reggaesänger und Musiker, die zahlreiche Einflüsse vermischen, etwa Esau Mwamwaya, der Hip-Hop- und Popmusik mit traditioneller Musik vereint. Nach dem Tod des Herrschers Hastings Banda 1994 erlebte die Musikszene Malawis einen großen Aufschwung. Ein wichtiger Bestandteil der Kultur Malawis sind Tänze. Die National Dance Troupe wurde 1987 von der Regierung gegründet. Traditionelle Musik und Tänze spielen bei Anlässen wie Initiation, Hochzeit und sonstigen Ritualen eine wichtige Rolle. Dazu gehört etwa auch der große Tanz, der seit 2005 zu den 90 Meisterwerken des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit gehört.

Das Land hat eine lange Tradition im Korbflechten und Herstellen hölzerner Masken. Die Masken werden in traditionellen Zeremonien verwendet, andernorts aber auch an Touristen verkauft.

Aus Malawi stammen einige bekannte Schriftsteller, etwa Jack Mapanje, Legson Kayira, Felix Mnthali, Frank Chipasula und David Rubadiri.[17]

Das Ministerium für Kultur, Tourismus und Wildlife stellt Kultureinrichtungen keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung. Bemerkenswert ist die Entwicklung des Theaters Nanzikambe Arts in Blantyre. Dieses Theater unterstützt auch Gruppen im Bereich der gesellschaftlichen Entwicklung. Seit 2010 besteht eine Partnerschaft zwischen Nanzikambe Arts und dem Stadttheater Konstanz. Hier gab es bis in das Jahr 2012 drei gemeinsame Theaterproduktionen, die auch in Deutschland gezeigt wurden.[18]

Die beliebteste Sportart ist Fußball, eingeführt durch die britischen Kolonialbehörden. Basketball nimmt an Popularität zu.

Medizinische Versorgung

Jeder Distrikt hat ein Distriktkrankenhaus, das über mindestens 100 Betten verfügt. Es gibt überall Operationsräume, Mikroskope und Röntgen- und Sonographiegeräte zur Diagnostik. Die Fachbereiche Augenheilkunde, Allgemeine Medizin, Dermatologie, Dentalmedizin sind normalerweise besetzt. Medikamente werden gewöhnlich kostenfrei abgegeben. In den großen Städten Blantyre, Lilongwe und Mzuzu ist die Ausstattung vielfältiger und besser. Ergänzt wird dieses Gesundheitssystem durch Medical Centres im Umland, die oft von Krankenschwestern betreut werden. Es ist möglich, dass eine Krankenschwester mehrere Medical Centres betreut.

Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 80 pro 1.000 Geburten, die Müttersterblichkeit bei 1.100 pro 100.000 Geburten; nur 54 % der Geburten können medizinisch betreut werden. Die hohe AIDS-Rate von 11,9 % stellt das Gesundheitssystem vor gravierende Probleme.[3]

Homosexualität

Hauptartikel: Homosexualität in Malawi

Homosexualität war bisher strafbar. Malawis Präsidentin Joyce Banda setzte im November 2012 sämtliche Gesetze zu Homosexualität außer Kraft.[19]

Geschichte

Baptistenprediger John Chilembwe, malawischer Freiheitskämpfer

Hauptartikel: Geschichte Malawis

Die Geschichte Malawis ist teilweise unerforscht. Das von Friedemann Schrenk bei Karonga entdeckte Fossil eines Homo rudolfensis belegt allerdings, dass das Gebiet des heutigen Malawi bereits vor mehr als zwei Millionen Jahren von frühen Vertretern der Gattung Homo besiedelt war.

Die früheste nachweisbare Besiedelung durch den modernen Menschen (Homo sapiens) erfolgte durch Stämme der San. Nördlich von Lilongwe sind in den Höhlen zweier markant aus der Landschaft ragenden Berge aus Granitfels noch heute steinzeitliche Zeichnungen dieser Kultur von Jägern und Sammlern zu finden. Die frühste eisenzeitliche Kultur im südlichen Malawi ist gekennzeichnet durch die Nkope-Keramik, die hier etwa ab 200 n. Chr. einsetzt und sich bis ins 11. Jahrhundert nachweisen lässt. Die nächste nachweisbare Besiedlung erfolgte durch den Chewa-Stamm aus dem Luba-Gebiet, wobei die Angaben zur Zeit der Einwanderung je nach politischer oder wissenschaftlicher Ansicht zwischen 1000 und 1480 n. Chr. schwanken.

Auf malawischem Boden befand sich vor dem Zeitalter des Kolonialismus angeblich das Königreich der Maravi. Der von Ostafrika, besonders Sansibar, ausgehende Sklavenhandel und Stammeskriege beutelten die nördlichste Region. 1859 erreichte David Livingstone als erster Europäer den Malawisee. 1891 wurde Malawi britisches Protektorat, 1907 wurde dieses in die Kolonie Njassaland umgewandelt. 1915, als die britische Regierung die Wehrpflicht für die Koloniebewohner anordnete, revoltierte die einheimische Bevölkerung unter dem Baptistengeistlichen John Chilembwe gegen die Fremdherrschaft.

1953 wurde Njassaland Mitglied der Zentralafrikanischen Föderation.

Am 6. Juli 1964 erlangte das Land unter Premierminister Hastings Kamuzu Banda als Malawi die Unabhängigkeit, der exakt zwei Jahre danach, am 6. Juli 1966, die Republik ausrief und ihr erster Präsident wurde. Banda regierte das Land an der Spitze der Malawi Congress Party (MCP) diktatorisch. Diese Diktatur endete erst 1993 mit einem friedlich ablaufenden Referendum, welches 1994 in freie Wahlen mündete. Initiiert worden war diese Entwicklung durch einen Hirtenbrief von sechs römisch-katholischen Bischöfen unter Führung von James Chiona im Jahr 1992, in dem erstmals seit Jahren öffentlich politische Reformen gefordert wurden.

Bei den ersten freien Wahlen 1994 wurde Bakili Muluzi von der United Democratic Front (UDF) zum Präsidenten gewählt und 1999 wiedergewählt. Nach vergeblichen Versuchen, die Verfassung zu ändern, um seine Präsidentschaft zu verlängern, wurde er nach der umstrittenen Wahl vom 20. Mai 2004 von dem von ihm als Nachfolger gewünschten Bingu wa Mutharika (UDF) abgelöst, vor allem, weil die Oppositionsparteien sich nicht auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten einigen konnten. Die Vereidigung des neuen Präsidenten fand am 24. Mai 2004 in Blantyre im Beisein mehrerer afrikanischer Staatschefs statt. Bingu wa Mutharika wurde 2009 mit 66,17 % der gültigen Stimmen wiedergewählt. Die von ihm geführte Democratic Progressive Party (DPP) vereinigt knapp 60 % der Parlamentssitze auf sich.[20] 2009 scheiterte ein Vorstoß Mutharikas, der vorsah, ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen, was derzeit durch die malawische Verfassung verboten wird. Gegenwärtig ist die Opposition in Malawi sehr schwach, was Mutharika ermöglichte, fast alle seiner Ideen umzusetzen, die großteils repräsentativen Charakters sind. So wurde von 2008 bis 2010 ein neues Parlamentsgebäude in Lilongwe gebaut; außerdem wurde 2009 aus öffentlichen Geldern ein Flugzeug für den Präsidenten gekauft. Am 5. April 2012 erlag Mutharika einem Herzinfarkt. Ihm folgte die bisherige Vize-Präsidentin Joyce Banda nach, die am 7. April 2012 den Amtseid ablegte.[21]

Politik

Nach der Verfassung von 1966 ist Malawi eine präsidiale Republik im Commonwealth. Einzige zugelassene Partei war die Malawi Congress Party. Nach einem Referendum 1993 wurde die Einführung eines Mehrparteiensystems beschlossen. Danach hat das Parlament, die malawische Nationalversammlung 177 Abgeordnete, die alle 5 Jahre neu gewählt werden. Ebenfalls alle 5 Jahre wird in direkter Wahl das Staatsoberhaupt, der Präsident, bestimmt. Das Rechtssystem orientiert sich am britischen Recht.

Malawi ist Mitglied der Vereinten Nationen, der Bewegung der blockfreien Staaten, des Commonwealth of Nations, der Afrikanischen Union, der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) und des Gemeinsamen Marktes für das Östliche und Südliche Afrika (COMESA).

Verwaltungsgliederung

Malawi ist in jeweils drei Verwaltungsregionen, Regions genannt und darunter liegend in insgesamt 28 Distrikte unterteilt. Die Regions werden durch einen Regional Administrator vertreten, wogegen die Distrikte von einem District Development Committee (DDC) unter Vorsitz eines District Commissioner geführt werden. Die politische Willensbildung und Bürgerbeteiligung findet dezentralisiert in den Distrikten und in einigen wenigen größeren Städten in den sogenannten Town– bzw. City-Assemblies statt, nicht aber auf der Regionalebene.[22]

Regionen

und den 6 Distrikten: Chitipa, Karonga, Likoma, Mzimba, Nkhata Bay, Rumphi.
und den 9 Distrikten: Dedza, Dowa, Kasungu, Lilongwe, Mchinji, Nkhotakota,Ntcheu, Ntchisi, Salima.
und den 13 Distrikten: Balaka, Blantyre, Chikwawa, Chiradzulu, Machinga, Mangochi, Mulanje, Mwanza, Neno, Nsanje, Phalombe, Thyolo, Zomba.

Städte

Die größten Städte sind (Stand 2010, Hochrechnung): Lilongwe (723.576 Einwohner), Blantyre (694.499), Mzuzu (138.325), Zomba (91.860), Kasungu (46.569), Karonga (43.958) und Mangochi (42.309).[23] Lilongwe, Blantyre und Mzuzu sind die einzigen Städte, die über urbane Infrastruktur und Dienstleistungen in europäischem Sinne verfügen. Alle anderen Städte sind Agglomerationen um traditionelle Marktplätze mit Schulen und Krankenhäusern.

Wirtschaft

Tabak im Trockenlager, Malawi

Malawi zählt zu den ärmsten Volkswirtschaften der Welt, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt 142 Euro pro Jahr. Das BSP betrug 2005 1,91 Milliarden US-Dollar, das sind 600 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Die Wirtschaft hängt von den erheblichen finanziellen Zuschüssen von IWF, der Weltbank und einzelnen Spendernationen ab. 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 42 %. Im Human Development Index (Rangliste von 2013) liegt das Land auf Platz 174 von 187.[2]

Probleme

In Malawi ist Korruption weit verbreitet. In diesem Fall ist das eine Art Verteilungskampf, die auf traditionellen Rechten, Vorrechten und Vormachtstellungen aufbaut. So gibt es neben dem öffentlichen Staatshaushalt einen informellen, der für die Stabilität des Landes erheblich, jedoch enorm konfliktträchtig ist. Ab 2008 kam es zu zahlreichen Geschäftsgründungen durch Chinesen, so dass es teilweise zu Unruhen kam. Zum Schutz der einheimischen Wirtschaft erließ die Regierung am 31. Juli 2012 ein Gesetz, das ausländischen Händlern verbietet, außerhalb der vier Ballungszentren Malawis Geschäfte zu machen.[24]